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Bericht: Eisenbahn

Text: Marco Janzen
Grafiken: Marco Janzen

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Karte 1: Verbindung nach Eissen

Allein der Titel dieses Textes dürfte bei den meisten Lesern schon für Verwunderung sorgen. „Seit wann hatte Peckelsheim jemals eine Eisenbahn?“ Die Antwort lautet bekanntermaßen „Niemals“. Dennoch gab es aber über die Jahrhunderte immer wieder Planungen für verschiedene Strecken.

Die erste Berührung mit dem Thema „Eisenbahn“ aus Peckelsheimer Sicht fällt in das Jahr 1871. In diesem Zeitraum laufen die Planungen für die später tatsächlich realisierte Trasse zwischen Scherfede und Holzminden. Der damals amtierende Landrat stammte aus Peckelsheim und hatte somit ein Wörtchen beim geplanten Bau der Strecke mitzureden.  Ein überliefertes Schreiben geht damals an einen „Amtmann Rüter“ aus Warburg und ist datiert auf den 13. Oktober 1871. Auch beim tatsächlichen Bau der Strecke im Jahr 1873 scheint ein Peckelsheimer beteiligt gewesen zu sein. So teilte der „Baumeister Lauth“ in Bezug auf den Bau der Strecke per Annonce am 10. Mai 1873 Details zum Bau der Strecke und der dafür benötigten Baumaterialien mit.

Doch weitere Berührungen sollte es zumindest erstmal nicht mit dieser Strecke geben. Die Strecke wurde letztendlich im Jahr 1876 in Betrieb genommen und führte von Scherfede über Nörde nach Eissen und schließlich weiter nach Holzminden. Beim Bau der Strecke wurde jedoch an allen Ecken und Enden gespart und somit es zu erklären, dass die Strecke „nur“ über Eissen führte und größere Börde-Kleinstädte wie Borgentreich oder eben auch Peckelsheim vom Verlauf her ignorierte. Die von Peckelsheim aus gesehen nächsten Anbindungen an diese nur wenige Kilometer entfernte Strecke waren somit der bedeutsame Bahnhof Eissen sowie einige kleinere Anschlüsse. Solche insbesondere auch für die Landwirtschaft genutzten Anschlüsse gab es in Engar in Höhe der heutigen Straße zwischen Engar und Hohenwepel, bei Alfredshöhe im Bereich des Schnittpunktes mit der heutigen Ostwestfalenstraße sowie bei Schweckhausen in der Nähe der Straße zwischen Schweckhausen und Borgentreich.

Bahntechnisch interessant wurde diese Strecke aus Peckelsheimer Sicht erst wieder Jahrzehnte später, genauer gesagt nach der großen Peckelsheimer Brandkatastrophe von 1905. Damals brannte 75% der Ortslage von Peckelsheim nieder und 113 Familien mit 680 Personen wurden obdachlos. Da für den Wiederaufbau große Massen an Baumaterial gebraucht wurden, kam man auf die Idee die ja nur in wenige Kilometer entfernt verlaufende Bahnstrecke mit einer neuen direkten Schienenverbindung an Peckelsheim anzubinden. In einem Schreiben vom 23. November 1905 teilt die Königliche Eisenbahndirektion in Kassel der damaligen Stadt Peckelsheim mit, die Herstellung der Schienenverbindung zwischen dem Bahnhof Eissen und der Stadt Peckelsheim unter der Bedingung zu übernehmen, dass die Strecke als Privatanschlussgleis gebaut und betrieben wird und dass sämtliche Kosten erstattet werden. In der damals beigefügten Skizze ist zu sehen, dass die Trasse von Eissen direkt zur heutigen Ostwestfalenstraße führen sollte und von dort dann parallel bis Peckelsheim (siehe Karte 1). Mit dem Antwortschreiben der Stadt Peckelsheim war diese Idee dann vom Tisch: „Die Gemeinde Peckelsheim hat sich zu der dortseits vorgeschlagenen Herstellung eines Anschlussgleises zum Bahnhof Eissen nicht entschließen können, weil sie die dafür angesetzten Kosten für zu hoch erachtet.“

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Karte 2: Verbindung durch den Kreis

Letztendlich wurde die komplette Strecke zwischen Scherfede und Holzminden bis zum Jahr 2001 abschnittsweise komplett stillgelegt. 2014 wurden auch die Schienen entfernt. Für Aufsehen sorgte sie aus Peckelsheimer Sicht letztmalig ebenfalls in diesem Jahr. Direkt an der Trasse wurde ein Fass mit dem Zeichen „Radioaktiv“ gefunden. Am Ende entpuppte sich dies jedoch als harmlos. Dennoch kam es zu einem Großeinsatz von Feuerwehrkräften bei dem auch die Peckelsheimer Feuerwehr beteiligt war.

Nach der oben beschriebenen Stilllegung der Strecke über Eissen ist der nächste Bahnhof aus Peckelsheimer Sicht heute der Bahnhof in Willebadessen. Die dazugehörige Bahnstrecke führt von Kassel nach Paderborn. Auch heute noch ist diese inzwischen elektrifizierte Eisenbahntrasse bedeutsam. Doch nur die wenigsten wissen, dass diese ursprünglich hätte über Peckelsheim führen sollen. Geplant war die Trasse bei Haueda in Richtung Übelngönne über Peckelsheim und Bad Driburg nach Paderborn zu führen. Somit hätte diese nicht über Warburg und Willebadessen geführt. Diese Planung kam aber aufgrund der ungünstigen Topographie nicht zustande. Eine weitere Planung einer Bahnstrecke im Kreis Höxter stammt aus der Zeit vor dem Französisch-Deutschem Krieg. In Steinheim sollte ein Abzweig von der bestehenden Trasse geschaffen werden, der über Brakel und Peckelsheim zur Strecke in Eissen führen sollte.

Auch die damals noch getrennten Kreise Höxter und Warburg beschäftigen sich Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau einer Eisenbahn. Die Strecke sollte von Steinheim, Brakel über Peckelsheim und weiter nach Borgentreich und Warburg führen (siehe Karte 2). So gab es bereits sehr detaillierte Kostenaufstellungen und es wurden Vergleiche zwischen dem Bau in Normalspur und Schmalspur gemacht. Die Trasse hätte Peckelsheim von Niesen kommend östlich tangiert und hätte entlang der heute noch bestehenden Straße weiter nach Borgentreich geführt. 1906 wurde dieses Bauprojekt sogar als „staatliche Nebenbahn“ des damaligen preußischen Staates behandelt. Die Vermessungen waren sogar schon fertiggestellt und der Bahnhof sollte an der Brücke der Schweckhausener Straße gebaut werden. Doch wie so oft scheiterte auch dieses Projekt letztlich wieder am Geld. So bleibt auch heute noch die Frage, wie sich Peckelsheim anders entwickelt hätte, wenn irgendeine dieser vielen Bahnstrecken realisiert worden wäre. Selbst wenn es Peckelsheim in den letzten 150 Jahren dann doch zu einem Bahnanschluss geschafft hätte, kann man aufgrund der zahlreichen Streckenstillegungen in den letzten Jahrzehnten sich darüber streiten ob eine solche Trasse überhaupt bis heute Bestand gehabt hätte. Fakt ist aber auch, dass z.B. das Wachstum der Stadt Warburg Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich durch die hohe Bedeutung im Bahnverkehr begünstigt wurde.

Doch bis heute ist es dabei geblieben, dass der einzige in Peckelsheim realisierte Bahnhof ein Busbahnhof ist. Zumindest dieser hat lokal eine große Bedeutung und wurde aus diesem Grund in den Jahren 2015/2016 umfangreich saniert und erweitert.

 
Quellen:
– Paul Leopold Reinthal: „Peckelsheim, Geschichte der Landschaft, Burg und Stadt“, Paderborn, 1962
– Garrelt Riepelmeier: „Die Strecke Scherfede – Holzminden“, Hövelhof 2010
– Eugen Udolph: „Die Eisenbahn in Warburg“, Hövelhof 2015
– Jürgen Kemper: „Die geschichtliche Entwicklung der Eisenbahnen in den ehemaligen Kreisen Höxter und Warburg“ im „Jahrbuch Kreis Höxter 1986“, Büren 1986
– Internetseite Heimatverein Peckelsheim, Bericht zum großen Brand in Peckelsheim 1905